Wilhelm von Oranien
Der Prinz aus Dillenburg
(1533-1584)
Wenn man vom Haus Oranien-Nassau spricht, so ist bekannt, dass dieses Herrschergeschlecht als niederländisches Fürsten- und Königshaus mit zu den herausragenden Dynastien Europas zählt. Der bekannteste Vertreter dieses Hauses dürfte wohl der 1533 auf Schloss Dillenburg geborene Wilhelm I. sein, der im Jahre 1544 das Erbe seines kinderlos gefallenen Vetters René von Chalon, Prinz von Oranien antrat.
Wappen Wilhelm von Oraniens im Wilhelmsturm
Mit diesem Erbe kam nicht nur das französische Fürstentum Orange am Unterlauf der Rhone in den Besitz Wilhelms, sondern es fiel ihm auch das reiche Erbe der Linie Nassau-Breda mit den umfangreichen Besitzungen in den Niederlanden und Luxemburg zu. Um das Erbe allerdings antreten zu können, musste er die elterliche Burg in Dillenburg verlassen und nach Brüssel an den Hof von Kaiser Karl V. übersiedeln, wo er im katholischen Glauben aufwuchs.
Nach der Abdankung Karls V. im Jahre 1555 bemühte sich Wilhelm um ein ähnliches Vertrauensverhältnis zu dessen Sohn und Erben, Phillip II., König von Spanien, der jedoch seine politischen Ziele gegen die Protestanten mit Gewalt durchzusetzen versuchte. Er setzte sich über alle politischen und kirchlichen Besonderheiten der einzelnen Provinzen der Niederlande hinweg und regierte mit unnachsichtiger Strenge. Wilhelm von Oranien unterstützte die Verfolgung der Protestanten nicht und lehnte auch die Brüsseler Regierungspolitik ab, die darauf zielte, die Rechte des alteingesessenen Hochadels immer mehr zu beschränken. Deshalb stellte er sich an die Spitze der Opposition gegen den spanischen König.
In den nun folgenden Jahren verschärften sich die religionspolitischen und sozialökonomischen Spannungen mehr und mehr, und es kam in 1566 zu religiösen Unruhen.Daraufhin sandte König Philipp II. von Spanien Herzog Alba mit einem
12.000 Mann starken Heer in das Land, das kurz vor einem Religionskrieg stand. Wilhelm von Oranien blieb nur die Flucht. So emigrierte er im Jahre 1567 in das nassauische Dillenburg und entging, im Gegensatz zu vielen anderen niederländischen Adligen, dem sicheren Tod.
Wilhelms gesamter Besitz wurde nun konfisziert, und sein Sohn Philipp Wilhelm, der an der Universität in Löwen studierte, nach Spanien entführt. Er sollte den Vater nie mehr wiedersehen. Auf Schloss Dillenburg reifte der Entschluss des Prinzen, mit Waffengewalt in die Auseinandersetzungen gegen Philipp II. von Spanien einzugreifen. Der erste Feldzug Oraniens von 1568 führte zu einer vernichtenden Niederlage. Im zweiten militärischen Vorstoß, 1574, gelang es ihm, in Holland und Seeland kriegswichtige Stützpunkte zu erobern und damit Teile der Niederlande zu befreien.Schließlich trennten sich die nördlichen Provinzen von dem Rest der Niederlande ab und beauftragten Wilhelm mit der obersten Führung im Kampf gegen die Spanier. Dies geschah 1579 in der so genannten Union von Utrecht. Dies war gleichsam die „Geburtsstunde“ der niederländischen Republik. Die „Utrechter Union“ sagte sich dann 1581 in einer Unabhängigkeitserklärung offiziell von Spanien los.
Wilhelms Ende war nun beschlossene Sache, denn Philipp II. von Spanien hatte einsehen müssen, dass er den Aufruhr in den Niederlande mit Gewalt nicht brechen konnte, solange Wilhelm von Oranien als Führer des Widerstands und Initiator des Aufstands am Leben war. Auf Anraten des Kardinals Granvelle, seines leitenden Ministers, erklärte der König den Prinzen für „vogelfrei“ und belegte ihn im März 1580 mit dem Bann. Der geplante Mord an diesem oranischen „Ketzer“ galt als ein Gott wohlgefälliges Werk. Daraufhin wurden in den nun folgenden Jahren mindestens fünf Attentate gegen Wilhelm von Oranien vorbereitet, die teilweise frühzeitig aufgedeckt wurden. Am 10. Juli 1584 ereilte Wilhelm von Oranien jedoch sein Schicksal. In seiner Residenz in Delft, dem „Prinzenhof“, wurde er von dem Burgunder Balthasar Gérard, einem religiösen Fanatiker, durch drei Pistolenkugeln getötet.
Thomas Schmidt
Dillenburg mit Wilhelm von Oranien (1575)
als Postkarte
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